Die Aufgabe im Fotokurs meines Bruders lautete: Lichtet Dinge ab, die Teil eines Museums sind, aber nicht weiter beachtet werden – weil sie nicht zur Ausstellung gehören, aber etwa Ausstellungen erst ermöglichen. Die Unbeachteten. Dabei bieten solche Objekte gewisse schöpferische Möglichkeiten, wenn man sie wahrnimmt oder sogar in eine Ausstellung einbezieht.
Zu diesen Objekten oder Ausstattungsgegenständen gehören die Fenster. Sie lassen natürliches Licht in die Räume, erhellen diese und die darin befindlichen Objekte. In Herbst und Winter halten sie zudem die (Heiz-)Wärme in diesen Räumen.
Kürzlich waren wir in einer Ausstellung im c/o Berlin, dem Fotomuseum im ehemaligen Amerikahaus. Die Räume im Erdgeschoss kommen ohne Fenster aus. Im ersten Stock befinden sich Fenster im Treppenhaus und in einigen Sälen. Eines der Fenster eröffnet den Blick auf eine belebte Straße. Wenn man bei geeignetem Außenlicht schräg in dieses doppelt verglaste Fenster hinein fotografiert, entsteht eine Projektionsfläche. Zum einen erkennt man die Dinge draußen, jenseits des Fensters, etwa eine belebte Straße und das Gebäude gegenüber. Im linken Teil erkennt man einige der an der Wand hängenden Bilder. Im rechten Teil spiegelt sich das Treppenhaus, darüber das Fenster, durch das man wiederum das Außen sieht. Das Fenster kann, bei richtigem Blickwinkel, selber zu einem Objekt werden (Abbildung 1).

Einige Künstler beziehen die Fenster und das durch sie hereinfallende Außenlicht in ihre Installationen ein. Abbildung 2 wurde in einem Ausstellungsraum in Schloss Biesdorf aufgenommen. Einige der Fenster sind mit transparenter farbiger Folie beklebt. Das taucht diesen Raum in ein Muster verschiedener Farben. Ohne diesen Effekt wirkte der spärlich möblierte Raum deutlich langweiliger.

In Abbildung 2 ist das Licht, das durch die Fenster hereinfällt, ein Beiwerk, das eine gewisse Atmosphäre schafft. In Abbildung 3 und 4 tritt das Fenster in direkte Interaktion mit einem Werk des Künstlers Ólafur Elíasson. Das Objekt wurde in der Galerie Riemenschneider präsentiert. Je nach Blickwinkel des Betrachters erscheinen im Fenster durch das Prisma in Vierecke in verschiedenen Farben oder naturfarben.


Es gibt auch andere unscheinbare Objekte, die durch ein Spiel des Zufalls eine für sie ungewohnte Rolle übernehmen, wie die beiden roten Gesellen, die von der Balustrade aus den Innenhof des Gropiusbaus überwachen (Abbildung 5).

(Abildung 2 und 3: Reinhard Lemnitzer; Abbildung 1, 4 und 5: Lothar Lemnitzer. Lizenz für alle Abbildungen: CC BY-SA 4.0 ).