Impftourismus

In der Erzählung über das Impfen gegen Covid-19 mischen sich zwei Narrative. Das eine handelt von der Nützlichkeit des Impfens oder des Boosterns für die Gesundheit der Geimpften und zum Schutz anderer (“vulnerabler”) Personen. Die Moral dieser Erzählung ist die herzliche und dringende Aufforderung, sich impfen zu lassen.

Das zweite Narrativ wird immer dann aufgerufen, wenn an einem Ort der begehrte Stoff knapp zu werden droht oder dessen Verteilung ins Stocken gerät. Es kann durch den Nachsatz “…aber bitte noch nicht jetzt” bzw. “… aber doch nicht hier” charakterisiert werden.

Das Wort Impftourismus kann an beiden Erzählsträngen teilhaben und ist dann entweder positiv oder negativ konnotiert,. So wird z.B. wohlwollend über die Geschäftsidee berichtet, eine Vergnügungsreise mit einer Impfung zu verbinden.

Andererseits wird das Bemühen, an einem anderen Ort doch noch eine Impfung zu bekommen, bzw, der damit betriebene Aufwand, als moralisch fragwürdig dargestellt (“Impf-Skandal!”).

Das Impfgeschehen ist halt eine Geschichte von Egoismus und Altruismus. Die Moral, die wir daraus lernen können: Egoismus kann manchmal auch Altruismus sein und sollte dann toleriert werden.