Weiblich oder femin? Oder beides?

“Mit 37 Jahren wurde Jacinda Ardern Neuseelands Premierministerin und bald zum Politstar. Nun geht sie abrupt. Sie ist mit ihrer empathischen, freundlichen, femininen Art zu regieren gescheitert.” – so schrieb die NZZ – genauer Erika Burri für die NZZ – am 3. Februar. Mich machen diese Worte, vor allem die letzten dieses Absatzes, stutzig. Von einer Frau wird prädiziert, sie würde auf feminine Art regieren. Das ist eine Nachricht wert? Ich finde es ungewöhnlich, markiert und deshalb berichtenswert, wenn eine Frau maskulin regiert oder ein Mann feminin – ich bleibe hier bewusst beim binären Modell, jedenfalls so lange, bis mir jemand erklärt, was ein nicht-binärer Regierungsstil ist.

Vielleicht wird hier doch die konzeptuelle Trennung von Geschlecht (Frau Ardern ist eine Frau) und Gender (sowohl Frauen als auch Männer können feminin denken, handeln usw.) zum Thema?

Leider passt auch dies nicht, denn schon im zweiten Absatz des Artikels wird Frau Ahern zum “weiblichen”, nicht femininen Gegenpart von Donald Trump und ähnlichen Mächtigen männlichen Geschlechts stilisiert.

Im Weiteren wird Frau Ardern noch “weibliche Schlagkraft” angedichtet, was immer das wohl ist (erklärt wird dieses Konzept nicht).

Die Analyse gipfelt in dem in eine Frage gekleideten Satz: Ist Jacinda Ardern an ihrer empathischen, offenen, freundlichen Art zu regieren gescheitert? – der im Anschluss mit einem: ist wohl so beantwortet wird.

Hier wird das Wort feminin aus dem Teasertext nun durch eine Kaskade von Prädikaten ersetzt: empathisch, freundlich, offen…. – ohne dass klar wird, was diese Worte im Zusammenhang mit dem Regierungsstil einer Ministerpräsidentin bedeuten. Es werden immerhin ein paar Beispiele zur Anschauung geliefert und Beispiele für Politikerinnnen mit nicht-femininen Regierungsstil (Thatcher, Merkel).

Bleibt der Hinweis der Autorin, was Frau Adern doch bitte hätte machen sollen. Sich durchbeißen und kämpfen, also: makuliner werden in ihrem Politikstil? Soo sagt sie dies nicht.

Was am Beispiel von Frau Adern nun weiblich ist, was feminin, und ob es da einen Unterschied gibt, das bleibt auch am Ende eines Artikels offen, der bei aller Relevanz des Themas vor allem eines ist: banal.