Wenn etwas als nicht-binär bezeichnet wird, dann hat das so Bezeichnete entweder mehr als zwei Zustände (nicht-binäre Logik) oder es kann in mehr als zwei Kategorien eingeteilt werden (kalte, laue, warme, heiße usw. Winde). Im gegenwärtigen Diskurs wird dieses Wort häufig verwendet, um die Diversität erlebter oder sozial konstruierter Geschlechter jenseits der Binarität von männlich und weiblich hervorzuheben. Man könnte die Vielzahl dieser Geschlechter oder Gender vollständig aufzählen. In der gesellschaftlichen Praxis, z.B. bei standardisierten Stellenausschreibungen, werden aber meist die jenseits der binären Kategorisierung von männlich und weiblich liegenden Gender zusammenfassend als “divers” bezeichnet – m/w/d. Dies ist auch so vom Bundesverfassungsgericht anerkannt worden, als ein Recht, dies in die Personalunterlagen so eintragen zu lassen. Auffällig ist dann die Formulierung “nicht-binär sein” – “J[…] ist nicht-binär, sieht sich selbst also nicht als Mann oder Frau” (Süddeutsche Zeitung 7.11.2018). Man würde von einem Lüftchen auch nicht sagen wollen, es sei nicht-binär (also weder heiß noch kalt), sondern etwa, dass es warm, lau usw. sei. Letztlich ist auch dies eine Form der Besonderung, eine Betonung des Anders-Seins vor dem Hintergrund der Binarität von männlich und weiblich. Gelegentlich hört man dies sogar als Selbstzuschreibung (“ich bin nicht-binär”, hier ein Beispiel). Eine positive Benennung, also z.B. divers, oder eine noch präzisere Bezeichnung der eigenen Geschlechtszugeörigkeit, erscheint mir hier wünschenswert.