mütend

Ein Wort geht um in den Medien: mütend. Angeblich geht es auf einen Facebook-Eintrag von Carolin Holzner, Notfallmedizinerin in Essen, zurück. Durch sie wurde das Wort jedenfalls populär, auch wenn sie selber schreibt, sie habe es vor kurzem gelesen. Das Wort sei dazu geeignet, ihre Gemütslage zu beschreiben. Linguistisch betrachtet, handelt es sich hier um ein Kofferwort. Es ist aus dem Anfang von “müde” und dem Ende von “wütend” gebildet, mit Überlappung beim Buchstaben “ü”. Das Wort verbindet damit die Zustände der Müdigkeit und der Wut. “Müde” ist hier vermutlich aber nicht als Gegenwort zu “wach” gemeint, es drückt kein Schlafbedürfnis aus, sondern einen Überdruss (“ich bin deiner ständigen Mäkeleien müde”). Man findet Beschreibungen dieses Zustandes (etwa bei der Notfallmedizinerin) als eine Gemütslage, in der Überdruss und Wut gleichzeitig herrschen oder als eine bipolaren Zustand, ein Oszillieren zwischen Wut und Überdruss. Leider hilft dieser Zustand niemandem weiter, weder denen, die darin gefangen sind, noch der in der Pandemie nach wie vor gefangenen Gesellschaft. Was am ehesten hilft, ist, in den Ostertagen einmal richtig auszuschlafen (was ich allen Notfallmedizinerinnen und -medizinern von Herzen wünsche) und mit kühlem Kopf und gemeinsam das Beste aus der misslichen Situation zu machen.