Wasserstoffdiplomatie

Die Energiewende ist auch ein politischer Prozess. Sie bestimmt national wie international die Agenda der Klimapolitik. Sie nimmt einen zentralen Platz im politischen Progranm der Bundesregierung ein, seit die Grünen als einer von drei Koalitionspartnern an der Regierung beteiligt ist. Eine Grüne ist nun Außenministerin. Sie und ihr Auswärtiges Amt begreifen die Energiewende als einen globalen politischen Prozess. Hier wird nun Klimaaußenpolitik betrieben. Das Konzept der Klimaaußenpolitik ist allerdings nicht ganz neu. Im DWDS-Korpus ist das Wort erstmals 1996 belegt. In einem längeren Artikel in der Frankfurter Rundschau zu den Klimakonferenzen von Rio de Janeiro und Berlin wird die unklare Verteilung der Kompetenzen zwischen dem Auswärtigen Amt und dem Bundesumweltministerium beklagt. Danach scheint das Wort aus den Medien weitgehend verschwunden zu sein, um mit der Bildung einer neuen Regierung und deren Programm wieder aufzutauchen. Nahezu zeitgleich, im Jahr 1995, taucht in unseren Quellen das Wort Klimadiplomatie auf. Das Interesse der Medien wurde sicher auch durch die erste UN-Klimakonferenz in Berlin geweckt. Die neue Außenministerin verknüpft nun die beiden Themen der Klimapolitik und der Außenpolitik, das Auswärtige Amt beginnt die Energiewende in stärkerem Maße als einen globalen politischen Prozess zu begreifen. Gut sichtbar wurde dies am Beispiel der Beziehungen Deutschlands zur Ukraine. Frau Baerbock brachte bei ihrem Besuch in Kiew die Wasserstoffdiplomatie auf die Agenda. Deutschland plant, die Ukraine bei der Produktion von grünem Wasserstoff zu unterstützen und über die bereits vorhandenen, aber anders genutzten Pipelines diesen Energieträger zu importieren. In Kiew soll ein Büro für Wasserstoffdiplomatie eröffnet werden, der deutsche und der ukrainische Wasserstoffrat sollen eng bei entsprechenden Projekten zusammenarbeiten. Ganz nebenbei könnte Deutschland so ein Junktim zur Inbetriebnahme der Gaspipeline zwischen Russland und Deutschland erfüllen. Nicht nur, aber auch deshalb wird Baerbocks Vorstoß in der Wasserstoffdiplomatie wohl eher zurückhaltend aufgenommen (weitere Details hier)