Bundestagsvizepräsidentin Katrin Göring-Eckardthat nach einem Treffen mit den Auto*rinnen Simone Buchholz, Mithu Sanyal und Dmitrij Kapitelman angeregt, die Stelle einer Parlamentspoetin bzw. Eines Parlamentspoeten zu schaffen. Das Echo auf diesen Vorschlag war geteilt. Neben dem undifferenzierten “haben die denn sonst nichts zu tun” aus dem Munde von Leuten, die man wohl als eher kulturavers bezeichnen kann, gab es auch einige ernstzunehmende Beiträge dazu. Gabor Steingart erwähnt wohlwollend und als gutes Beispiel Augenblicke und Auftritte, in denen Schriftsteller*innen medienwirksam das Parlament, ihre Mitglieder oder einzelne Facetten der vom Parlament mitgetragenen Politik aufs Korn nahmen. Er erinnert z.B. an den Auftritt Wolf Biermanns vor dem Bundestag im Jahr 2014. Wolfgang Kubicki, ein Kritiker des Vorschlags, sieht in einem Gespräch mit dem Tagesspiegel den Vorschlag als ein Missverständnis der Rolle der Kunst. Sie dürfe sich über amtliche Bestallung nicht mit der Politik gemein machen. Momentan ist die Rolle einer solchen Person im Verhältnis zur Macht noch unklar. Es drängen sich die Vergleiche zum Hofnarren feudaler Höfe auf, aber auch zur moderneren Figur des Stadtschreibers. Man darf gespannt sein, wie sich die Sache entwickelt. Die Formulierung von Frau Göring-Eckardt – “Ich unterstütze es, einen neuen diskursiven Raum zwischen Parlament und lebendiger Sprache zu öffnen” – macht deutlich, wie gut etwas mehr Poesie als schöner(er) Ausdruck der politischen Klasse täte.