Krieg

Völkerrechtler versuchen uns dieser Tage aufzuklären, dass man nicht von „Krieg“ , sondern von „bewaffnetem Konflikt“ spricht. Das Wort „Krieg“ ist demnach umgangssprachlich, und doch ein geeigneter Ausdruck für den Konflikt, in den Russland die Ukraine in den letzten Jahren, Monaten und Tagen gezwungen hat.

Zusammensetzungen mit dem Wortbestandteil Krieg können die Region bezeichnen, in denen dieser Zustand herrscht: Weltkrieg, Jugoslawienkrieg, nun also auch Ukrainekrieg (54 Belege im Monitorkorpus). Das Bestimmungswort kann den Modus bezeichnen (Guerillakrieg, Verteidigungskrieg, Angriffskrieg), die Beteiligten benennen (Bürgerkrieg, Bauernkrieg). Es werden Arten von Kriegen benannt, die nicht in das Konfliktschema passen, das üblicherweise als Krieg bezeichnet wird, die keine „bewaffneten Konflikte“ sind, wohl aber mit allem Nachdruck zwischen Feinden ausgetragen werden: Handelskrieg, Cyberkrieg. Bei dieser Verwendung des Wortes Krieg ist auch (mediale) Übertreibung dabei. Sicher ist dies der Fall beim Papierkrieg und beim Zickenkrieg.

Selten wird über das genuine Ziel eines Kriegs geredet. Da gibt es den Vernichtungskrieg, ein Ausdruck, der das Ziel drastisch benennt. Dann gibt es die Wendung vom Ölkrieg und vom Rohstoffkrieg, beide Ausdrücke sind über 100-mal im Korpus des DWDS belegt. Hierzu gesellt sich nun der Energiekrieg, der wohl auch in der Ukraine ausgefochten werden soll, abseits aller Großmachtträume und historischen Spiegelfechereien des „obersten Kriegsherrn“ Putin.

Leider, so muss man wohl sagen, ist der Energiekrieg eine Kriegsform mit Zukunft, die Ressourcenverteilung wird im wahrsten Sinne des Wortes „umkämpt“ sein, egal, ob es sich dabei um Gas, Öl oder Wasser handelt.