Von Rabatten und Energien

Die FDP ist sehr präsent und bestimmend in der Ampelkoalition. Ein Grund dafür mag sein, dass es ihrem Vorsitzenden Christian Lindner häufiger gelingt, einen sich abzeichnenden politischen Diskurs mit einem prägnanten Begriff auf den Punkt zu bringen. Er stellt einen Elefant in den Diskursraum, so dass keiner mehr darum herumkommt, darüber zu reden. Der Ausdruck fasst dabei begrifflich eine Sichtweise, die der FDP in das politische Konzept passt. Das prominenteste Beispiel ist der Tankrabatt. Der zweite Wortteil appelliert an den Schnäppchenjagd-Instinkt in Teilen der Bevölkerung. Dabei wird dieses Wort in ein anderes Bedeutungsgerüst gezwängt. Üblicherweise ist der Rabatt etwas, das Händler als freie Vertragspartner gewähren können oder auch nicht. In den Vorstellungen von Lindners FDP handelt es sich bei diesem Preisnachlass um eine staatliche Maßnahme, die die Sprithändler als Vertragspartner umzusetzen haben. Der Elefant im Raum macht nun andere Aspekte dieser Maßnahme schwerer sichtbar: Nichts fällt dabei ab für Fahrradfahrer*innen, nichts wohl auch für Benutzer*innen des ÖPNV. Viel fällt ab für die Benutzer*innen spritintensiver Personen- und Nutzfahrzeuge, und viel vielleicht auch für die Mineralölkonzerne. Das als “Geschenk für Autofahrer*iunnen” zu bezeichnen wäre allerdings längst nicht so attraktiv wie die Redeweise vom Tankrabatt. 

Etwas sympathischer, auch weil klarer, ist die von ihm geprägte Redeweise von erneuerbaren Energien als Freiheitsenergie(n). Die Freiheit liegt darin, sich in weniger Abhängigkeiten zu begeben, etwa von Lieferanten fossiler Energieträger, deren fragwürdiges oder verurteilenswertes politisches Handeln indirekt mitfinanziert wird. Man kann das auch pathetisch als eine Abkehr von der Globalisierung bezeichnen, aber so weit würde Christian Lindner sicher nicht gehen.