Das Wort mobil wurde über das Französische aus dem Lateinischen entlehnt, wo es “beweglich” bedeutete. Im Deutschen hat es noch eine weitere Bedeutung ausgeprägt, die man mit “munter, rege” umschreiben kann. Daneben ist damit in beiden Sprachen eine militärische Bedeutung verbunden, bezogen auf die Bereitschaft von Truppen zum Einsatz (mobilisieren, Mobilmachung). Darüber hinaus hat die substantivische Ableitung “Mobilität” eine erstaunliche Bedeutungserweiterung erfahren. Mann kann dieses Wort natürlich in der direkten abgeleiteten Bedeutung verwenden (“Seit ihrer Hüftoperation ist sie in ihrer Mobilität stark eingeschränkt”). Darüber hinaus wird damit die Möglichkeit einer einzelnen Person, mehr noch einer ganzen Gesellschaft, sich schnell und frei über größere Abstände fortzubewegen, bezeichnet. Mobilität wird damit auch zum Gegenwort zu Sesshaftigkeit und zum Gegenwort zu Stillstand. In einer weiteren Übertragung werden so die Mittel bezeichnet, die der Gesellschaft die unkomplizierte Fortbewegung ermöglichen. In dieser Bedeutung geht das Wort in Zusammensetzungen wie Mobilitätswende, Mobiltätskonzept und Mobilitätsanbieter ein. Mobilitätswende lässt sich schlecht als “Beweglichkeitswende”´paraphrasieren, eher Fall als politische Beeinflussung oder Steuerung der (bevorzugten) Möglichkeiten, mit denen sich die Gesellschaft am bequemsten und / oder günstigsten fortbewegt. Der Mobilitätsanbieter bietet nicht Beweglichkeit an sich an, sondern die Mittel, mit denen sich der Bedarf an Beweglichkeit möglichst präzise umsetzen lässt. Diese erweiterte Bedeutung muss man auch mitdenken, wenn das Wort als Bestimmungswort verwendet wird, wie bei Elektromobilität. Dieses Wort steht im Monitorkorpus einsam an der Spitze der Zusammensetzungen mit -mobilität. Weit abgeschlagen folgt die Nahmobilität. Bei diesem und bei einigen anderen Wörtern mit “Mobilität” als Bestandteil gibt es eine Konkurrenz zum Wort Verkehr: Mobilitätswende / Verkehrswende, Nahmobilität / Nahverkehr. Der Mehrwert, den das neue Wort hier liefern soll, außer dem Flair des Modern(er)en, muss sich dabei noch erweisen.
Einen besonderen Platz als Trendwort nimmt hier Mikromobilität ein. Dies bezeichnet nicht die Beweglichkeit von Mikroben im Körper oder die Fortbewegung von Tausendfüßlern, sondern Fortbewegung über kurze Strecken und damit auch wieder die technischen Hilfsmittel, die diese Art der Fortbewegung im großen Stil ermöglichen, z.B. Fahrrad und E-Scooter, aber auch, man höre und staune, die eigenen Füße.