Mehr als ein einziger Kampf

Im Deutschen scheinen sich zwei Entlehnungen aus dem Englischen zu etablieren, die beide das Wortfeld des Kämpfens bzw. des Kampfes ergänzen: struggle und fight sowie die dazugehörigen, vom Verb abgeleiteten Nomen.

Bei fighten scheint sich eine klare Bedeutung abzuzeichnen. Mit diesem Wort wird, fast immer im Zusammenhang mit sportlichen Wettkämpfen, ein zeitlich begrenztes Bemühen bezeichnet, das das Ziel hat, einen Gegner zu bezwingen (“Wir haben alles gegeben und gehen in einem verrückten Spiel als Sieger vom Platz, weil wir alle gemeinsam gefightet haben.” – dieser und alle anderen Belege stammen aus dem Webmonitorkorpus des DWDS). Damit scheint sich das Wort überwiegend im Sportjargon, also der Sprache von Spielern, Trainern und Sportpresse als Alternative für das vielleicht als zu langweilig oder schwach empfundene Wort kämpfen etabliert zu haben. Die Verwendung entspräche damit der im Englischen: to use physical force to try to defeat another person or group of people (Cambridge Dictionary). Selbstverständlich gibt es dazu auch den Fight (“Gegen jene Mannschaft lieferte sich auch Deutschland in diesem Turnier den härtesten Fight, gewann ebenfalls erst nach Verlängerung.”). Ein untrügliches Zeichen dafür, dass das Wort im Deutschen angekommen ist, ist der Umstand, dass die Perfektform “gefigtet” komplett anders gebildet ist als das englische Äquivalent (“fought”).

Etwas anders ist die Bedeutung von “struggle”, die sich ebenfalls zunächst analog zur Bedeutung des englischen Originals zu entwickeln scheint: “to experience difficulty and make a very great effort in order to do something” (Cambridge Dictionary). Im Deutschen wird struggeln oft intransitiv verwendet und bezeichnet damit einen Prozess mit ungewissem Ausgang, ja sogar mit der Ungewissheit darüber, dass es überhaupt einen Ausgang gibt (“Während Familien struggeln, nicht wissen, wie sie noch länger durchhalten sollen, es finanziell eng wird, sie Angst um ihre Gesundheit haben, bereichern sich einige derjenigen, die ohnehin schon an der oberen Nahrungskette angekommen sind – weitgehend ungestraft natürlich.”) . Auffallend häufig wird das Wort im Zusmmenhang mit Problemen der eigenen Identität oder des eigenen Körpers verwendet, so dass der folgende Beleg als typisch gelten kann: “Viele bisexuelle Menschen struggeln mit ihrer Identität, fühlen sich nicht queer genug und outen sich spät oder nie”. In diesem Zusammenhang wird das Wort mit einer durch “mit” eingeleiteten Präpositionalphrase verwendet, die dem im Englischen üblichen Anschluss mit “for” nicht entspricht. Im Englischen wird damit das Ziel des Kämpfens perspektiviert. So ist auch “kämpfen” nicht das beste Synonym, eher passt das Wort “hadern” als Synonym zu dieser Verwendungsweise. Damit scheint sich auch eine Bedeutungsentwicklung zu vollziehen, die das Wort von der Bedeutung der Originalsprache abkoppelt. Auch eine formale Integration hat schon stattgefunden, als Perfektform wird gestuggelt verwendet (“Im Prozess habe ich gemerkt, dass ich wirklich weiß, was ich will und mich selbstbewusst damit fühle. Vor allem damit, die kreative Leitung selbst inne zu haben. Damit habe ich als Teenager sehr gestruggelt. Als junge Frau ist es äußerst schwierig sich in dieser Industrie zurecht zu finden.”). Charakteristisch für die Entwicklung einer eigenen Verwendungsweise im Deutschen ist auch die Verwendung einer eigenen Verlaufsform (“Er bekommt natürlich mit, wie ich immer wieder am Struggeln bin und würde mir gern helfen.”). Selbstverständlich hat sich auch für dieses Verb das davon abgeleitete Substantiv etabliert (“«Es ist ein Struggle», sagt er, ein Kampf.”).

Im Jargon der Gamerszene scheint sich für eine andere Art des Bemühens das Lehnwort tryharden zu verbreiten, allerdings ist die Beleglage in den Korpora des DWDS noch sehr dürftig (“Das einer der besten CoD Spieler einen extrem guten Shooterspieler im Kaltstart so killt finde ich persönlich nicht verwunderlich, dafür müsste ein Shroud dann auch mal eine ganze Weile CoD tryharden um auch nur annähernd an das Niveau zu kommen.”).. Man wird also weiter beobachten müssen, was sich im Bereich echter und inszenierter Kämpfe so tut. So dürfte es noch einiges zum Wort “batteln” zu sagen geben.