Das Impfen gegen das Corona-Virus ist ganz großes Theater, was sich auch an den unterschiedlichen Charakteren zeigt, die diese Aufführung schon zu bieten hatte. Da gab es von Anfang an den Impfskeptiker, zögerlich bis ablehnend. Hinzu trat sodann der Impfdrängler, dem es nicht schnell genug gehen konnte mit seiner eigenen Immunisierung. Letzterer provozierte in den Zeiten, in denen der Impfstoff noch knapp war und deren Verteilung priorisiert wurde – das Wort Priogruppe nahm hier seinen Ausgang – mindestens Naserümpfen, wenn nicht gar den Ruf nach Ächtung oder Bestrafung. Nun, da das Blatt sich gewendet hat und ausreichend Impfstoff zur Verfügung steht, um alle Impfwilligen ab einem bestimmten Alter zu versorgen, hat sich das Blatt gewendet – der Impfschwänzer betritt die Bühne. Dieser üble Charakter lässt gern einmal die erforderliche zweite Impfung sausen, erscheint nicht zum vereinbarten Termin, und das wertvolle Serum verdirbt im Kühlschrank. Kein Wunder, dass nun auch dieser finstere Gesell an den Pranger der öffentlichen Moral gerät und ihm verschiedenerseits Strafe angedroht wurde. Bringt sich dieser Impfteilverweigerer doch nicht nur selbst in Gefahr, sondern auch das Drehbuch der Lockerung aller Coronamaßnahmen (“wenn alle ein Impfangabot erhalten haben”). Der nächste Akt in diesem Stück ist übrigens auch schon angekündigt: die Auffrischungsimpfung. Werden wir in diesem Akt den Auffrischungsimpfungsverweigerer sehen, oder den Auffrischungsschwänzer? Nun, das ist noch alles Spekulation.