2021 war, rückblickend betrachtet, ein Jahr der Notstände. Im Webmonitor-Korpus sind 105 “-notstand”-Situationen versprachlicht. Über den Wirthausnotstand wollen wir hier nicht weiter reden, das Wort wird ist Korpus nur einmal verzeichnet. Vier Notstände aber werden mehr als einhundertmal erwähnt: der Pflegenotstand, der Klimanotstand, der Gesundheitsnotstand und der Personalnotstand. 2021 das Jahr der gemeldeten Notstände? So dachte ich das jedenfalls. Ein Vergleich des Montorkorpus (2021) mit dem Zeitungskorpus des DWDS, auf die Jahre von 1945 – 2000 beschränkt, zeigt, dass bis auf den Klimanotstand alle Notstände aus der obigen Liste auch damals schon die Zeitungszeilen beherrschten. Einzig der Erklärungsnotstand war früher deutlich prominenter als im Jahr 2021. Man kann daraus verschiedene Schlüsse ziehen: 1. Ein Notstand, der praktisch schon immer ausgerufen wurde, ist keiner; 2. Dass der Klimanotstand erst in diesem Jahrtausend die Zeitungszeilen eroberte, kann man als Zeichen sehen, dass es nun wirklich ernst wird; 3. Wo immer “Notstand” ausgerufen wird, fehlen uns die Worte und Steigerungsformeln, wenn es mal so wirklich schlimm wird. Im DWDS-Kernkorpus, dessen Bezugsrahmen der Zeitraum von 1900-200 ist, ist der “Befehlsnotstand” einsame Spitze – immerhin: diese Zeiten haben wir wohl hinter uns.