Im Bereich der Ermittlung von Coronaviren im Nasen- und Rachenraum eilt die Sprache der Realität voraus, was bei der Geschwindigkeit, mit der in Deutschland die Teststrategie ausgerollt wird, nicht weiter verwundern sollte. Man kann aber schon durcheinanderkommen: der Schnelltest, auch Antigen-Schnelltest genannt, führt, im Gegensatz zum PCR-Test, zu einem schnelleren, aber ungenaueren, weil öfter fehlerbehafteten Ergebnis. Er muss von geschultem Personal durchgeführt werden, zum Beispiel in stationären Testzentren oder Drive-in-Testzentren. Der Selbsttest hingegen ist, wie der Name andeutet, von der zu testenden Person selbst durchzuführen, sei es als Abstrich, sei es als Spucktest oder Gurgeltest. Auch hier ist das Testergebnis schnell verfügbar und ungenau. Unklar ist mir bei diesen Selbsttests allerdings zweierlei. Erstens, wer ist für die Folgeschritte (genauerer Test, ggf. Quarantäne) zuständig, wenn der Schnelltest ein positives Ergebnis signalisiert. Zweitens, wer dokumentiert ein negatives Ergebnis, das in vielen Fällen, etwa bei Grenzübertritten, vorzuweisen ist. Vermutlich dienen die Selbsttests der Selbstbe(un)ruhigung, während der Schnelltest und der PCR-Test die Basis für das Handeln von Politik und Verwaltung bildet. Beide Maßnahmen nebeneinander sind als unverzichtbar, solange wir in der Gesamtheit noch nicht hinreichend immunisiert sind.
Nachtrag 14. März: die Unterscheidung, die ich in diesem Beitrag zu ziehen versuchte, verschwimmt immer weiter, je mehr Artikel in der Presse zu diesem Thema erscheinen. Das liegt wohl auch daran, dass sich mittlerweile drei Merkmale überlagern: a) die Testmethode (PCR-Test, Antigen-Schnelltest), b) die Schnelligkeit, mit der die Ergebnisse vorliegen und c) der Rahmen, in dem ein Test durchgeführt wird, entweder von geschultem Personal im Testzentrum oder von der zu testenden Person selbst zu Hause, in der Schulklasse usw. Demnach ist jeder Selbsttest auch ein Schnelltest (PCR-Tests verbieten sich für Laien), aber nicht jeder Schnelltest auch ein Selbsttest (z.B. nicht der Antigen-Schnelltest). Auch das geschulte Personal im Impfzentrum verwendet u.a. Schnelltests. Aus dieser Benennungsnot entstehen Ausdrücke wie: Laien-Schnelltest, Corona-Selbsttest, Corona-Laien-Schnelltest (enthält alle notwendigen Merkmale, da ein Selbsttest immer ein schneller ist), Corona-Schnelltest, Antigen-Schnelltest (von / für Laien oder für geschultes Personal?). Der Norddeutsche Rundfunk (NDR) etwa handelt Antigentests unter der Überschrift Schnelltests für zu Hause ab. Ob in den Apotheken, die wohl demnächst Antigen-Schnelltests anbieten, das Personal geschult und zertifizierungsfähig ist, das können wir an dieser Stelle nur hoffen, ebenso, dass sich der sprachliche Wirrwarr aus Synonymen und Quasi-Synonymen auflöst.