Preßbengel

“Preßbengel”, so nannte Otto von Bismarck in seinen Erinnerungen diejenigen, die wir heute als Journalisten zu bezeichnen gewohnt sind: “Wir ſind faſt ſo eitel wie die Franzoſen; können wir uns einreden, daß wir auswärts Anſehn haben, ſo laſſen wir uns im Hauſe viel gefallen; haben wir das Gefühl, daß jeder kleine Würzburger uns hänſelt und geringſchätzt und daß wir es dulden aus Angſt, weil wir hoffen, daß die Reichsarmee uns vor Frankreich ſchützen wird, ſo ſehn wir innre Schäden an allen Ecken, und jeder Preßbengel, der den Mund gegen die Regirung aufreißt, hat Recht.” Die arrogante Haltung gegenüber der Presse, die sich hier ausdrückt, ist leider keinesfalls verschwunden, in autoritären Regimen wird zwar nicht (mehr) so geredet, aber so gedacht und oft auch gehandelt. In Deutschland kleidet sich diese Verachtung in andere Wörter, etwa als “Lügenpresse”. Es gibt aber auch Zeichen der Hoffnung und des Fortschrittes aus der Welt des Journalismus. So gibt es noch gar nicht so lange den Datenjournalismus als eine Spezialisierung des Schreibwerkes, es gibt ein Recherchenetzwerk (Deutschland) und den Faktencheck als kühle Alternative und als Korrektiv zu des sogenannten alternativen Fakten. Daran sollte man besonders heute, am Tag der Pressefreiheit, denken, und diese Bemühungen  vielleicht mit einem Zeitungsabo oder einer Spende honorieren. Als Preßbengel wurde im Übrigen auch ein technisches Gerät, Teil eines Druckstockes, bezeichnet.